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Dax-Absturz vor US-Wahl Warum Trump für Anleger schlimmer als ein Brexit ist

Gewinnt Donald Trump die Wahl, rechnen Börsianer mit einem Absturz an den Börsen. Die Präsidentenwahl werde zum "Brexit hoch 5", kündigt Trump an. Er könnte Recht behalten.
Donald Trump: Schreckgespenst an der Börse

Donald Trump: Schreckgespenst an der Börse

Foto: Theo Wargo/ Getty Images

Geld verbrennen mit Donald Trump: Seit der Ausgang der US-Präsidentenwahl wieder völlig offen ist, hat der deutsche Leitindex Dax  kräftig nachgegeben - allein in dieser Woche rund 5 Prozent. Nachdem das FBI Hillary Clintons E-Mail-Affäre neu aufgekocht hat, liegt Polit-Profi Clinton in einigen Umfragen wieder hinter Profi-Pöbler Trump. Dass die Börsen darauf mit Verlusten reagieren, hat weniger mit Trumps vermeintlicher politischer Inkompetenz zu tun. Stattdessen sorgen andere Faktoren dafür, dass Anleger ihr Geld in Sicherheit bringen.

- Rückkehr der Unsicherheit: Noch vor 10 Tagen schien die Wahl entschieden. Die Wall Street hatte sich auf einen Wahlsieg der alten Bekannten Hillary Clinton eingerichtet. Sie ist seit Jahrzehnten im politischen Geschäft, folgt den Spielregeln und ist berechenbar im für die Börse positivsten Sinne. Im Gegensatz dazu ist Trumps wesentliches Merkmal seine Unberechenbarkeit - und darauf reagieren Finanzmärkte allergisch.

- Trump ist "Brexit hoch 5": Er sei "Mr Brexit" und die US-Wahl werde zu einem "Brexit hoch 5"  werden, hatte Trump vor wenigen Tagen in einer Wahlkampfrede  getönt. Mit einem Brexit hatte unmittelbar vor dem britischen Votum kaum jemand gerechnet: Die Entscheidung für den Austritt hat die politische Elite schockiert und die Börsen kalt erwischt, der Dax verlor am Tag nach dem Votum am 27. Juni zeitweise 10 Prozent. Auch ein Wahlsieg Trumps dürfte zunächst Schockwellen um die Weltbörsen senden. Die Investmentbank Barclays rechnet für diesen Fall mit einem Absturz des US-Leitindex S&P 500 zwischen 11 und 14 Prozent .

- Fakten? Wozu Fakten? Trumps Wahlerfolg beruht auf Stimmungen und gefühlten Wahrheiten, nicht auf sachlicher Auseinandersetzung. Damit vertieft er die Gräben einer ohnehin gespaltenen Nation. Und Trump wäre nicht Trump, wenn er den Brexit-Schock nicht "um ein Vielfaches" toppen wollte: Während konkrete Brexit-Verhandlungen noch immer auf sich warten lassen, würde Trump pünktlich nach seiner Vereidigung am 20. Januar mit dem Regieren der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt loslegen - und zahlreiche Schlüsselpositionen neu besetzen. Für den Dax  sind das schlechte Aussichten: Vieles spricht dafür, dass der Kurssturz im Dax im Fall eines Trump-Wahlsieges noch kräftiger ausfällt als damals beim Brexit.

- Trump keilt gegen Fed-Chefin Yellen: Während des Wahlkampfes hat Trump Fed-Chefin Janet Yellen immer wieder scharf wegen ihrer Niedrigzinspolitik kritisiert. Zwar endet Yellens Amtszeit erst im Februar 2018 und Trump kann sie nicht direkt absetzen. Analysten von Morgan Stanley halten es aber für wahrscheinlich, dass Yellen dem politischen Dauerfeuer des neuen Präsidenten nicht lange standhalten und möglicherweise zurücktreten wird . Ein "Falke" an der Spitze der Fed könnte die Zinsen rascher und deutlicher nach oben treiben, als die "Taube" Yellen bislang angekündigt hat. Rasch steigende Zinsen machen Aktien unattraktiver, ein Kurswechsel der US-Geldpolitik dürfte auch die Wall Street, die nur knapp unter Rekordhoch notiert, in Bedrängnis bringen.

- Abschottung der USA: "Make America great again" - Trump steht ähnlich wie die Brexit-Befürworter in Großbritannien für Anti-Globalisierung, Ausgrenzung von Migranten, Handelsbarrieren und für Rückbesinnung auf sich selbst. Die börsennotierten US-Konzerne gehören jedoch zu den größten Profiteuren eines freien Welthandels. Anders als die britischen Großkonzerne werden Global Player aus den USA auch nicht von dem Absturz ihrer heimischen Währung profitieren, im Gegenteil: Steigende Zinsen und steigende politische Unsicherheit unter Trump könnten zu einer Aufwertung der Krisenwährung US-Dollar führen. Ein starker Dollar und neue Handelsbarrieren sind nicht das, was sich Apple  , Amazon  und Co wünschen - und ihre Anleger auch nicht.

Dass ausgerechnet der Dax vor der US-Wahl bereits viel stärker in die Knie geht als Dow Jones  und S&P 500, hat damit zu tun, dass Dax-Unternehmen mehrheitlich in Händen ausländischer Investoren sind - und die ziehen routinemäßig Geld ab, wenn Unsicherheit und Kursschwankungen zunehmen - so wie jetzt. Dax-Anleger können nun darauf hoffen, dass die Erleichterungsrally umso kräftiger ausfallen wird, falls es "The Donald" doch nicht ins Weiße Haus schafft.

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Foto: [M] cmertfascistam / Instagram

Oder sie halten es mit Oscar-Preisträger Michael Moore, der bereits vor Monaten Trump zum Präsidenten erklärte und vorhersagte, dass "dieser rassistische und gefährliche Teilzeit-Clown" der nächste US-Präsident werde. Das sei nach Ansicht von Moore keine Überraschung , sondern folgerichtig.

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