Das "macht das Geschäft ja nicht profitabler", erklärte er gegenüber Reuters. "Da braucht man schon eine weiterführende Strategie und die sehe ich noch nicht."

Grundlegende Bedenken hinsichtlich der Ertragsschwäche bei Thyssenkrupp würden durch Kerkhoffs Pläne nicht ausgeräumt, mahnten Experten von Barclays. Die IG Metall pocht darauf, dass die Aufspaltung ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne geht. Kerkhoff versicherte, es werde keinen größeren Abbau von Stellen geben.

Der Konzernchef hatte am Donnerstag die Pläne für die Aufspaltung vorgestellt, mit denen er zwei börsennotierte Unternehmen schaffen will. Zum einen soll ein Werkstoffkonzern mit knapp 40.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von etwa 18 Milliarden Euro entstehen, der sich auf das Stahlgeschäft und den Werkstoffhandel konzentriert. Abgespalten werden die Geschäfte mit Aufzügen, Zulieferungen für die Automobilindustrie und der Anlagenbau. Sie werden in einem Industriegüterkonzern gebündelt, der nach Pro-forma-Zahlen mit rund 90.000 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 16 Milliarden Euro erzielt.

Beide Konzerne könnten sich so besser entwickeln, würden schlanker und schlagkräftiger und für Investoren attraktiver, warb Kerkhoff für seine Pläne. Auf der Verwaltungsebene würden zwar wohl einige Stellen wegfallen, aber "aufgrund der Spaltung an sich erwarten wir hier keine größeren Effekte", sagte der 50-jährige Manager im ZDF. Im Juli hatte er nach dem überraschenden Rücktritt von Heinrich Hiesinger die Führung von Thyssenkrupp als Interimschef übernommen. Doch die Suche nach einem neuen Vorstandschef zieht sich hin und Kerkhoff treibt den Umbau des Traditionskonzerns voran. Bei Großaktionären und den Arbeitnehmern treffe er auf eine "breite Unterstützung", sagte er im ZDF. Auch die Anleger goutierten die Pläne. Die Aktien waren am Donnerstag mit einem Aufschlag von 9,9 Prozent aus dem Handel gegangen, notierten in einer Gegenbewegung am Freitag aber rund ein Prozent im Minus.

NOCH HAUSAUFGABEN ZU ERLEDIGEN



Die Teilung ist allerdings noch längst nicht in trockenen Tüchern. Am Sonntag berät der Aufsichtsrat über die Pläne. Gibt er grünes Licht, sollen die Aktionäre sie bei einer Hauptversammlung in spätestens 18 Monaten billigen. Bis dahin muss Kerkhoff noch viele offene Fragen beantworten. Die genaue Ausgestaltung der Teilung - wie Transaktionsstruktur, Finanzierungskonzept und die Führung beider Gesellschaften - müssen noch ausgearbeitet werden. Auch sei noch unklar, wie Schulden und Pensionsverpflichtungen genau zwischen den beiden neuen Unternehmen aufgeteilt werden, erklärten HSBC-Analysten. Die Kosten für die Aufspaltung schätzen sie auf rund eine Milliarde Euro.

Die IG Metall stellte sich hinter Kerkhoffs Pläne, will für deren Umsetzung aber Bedingungen durchsetzen. Die Pläne böten die Chance, für alle Bereiche des Mischkonzerns ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln, erklärte der Bezirksleiter der Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler. Betriebsbedingten Kündigungen dürfe es nicht geben, bestehende Mitbestimmungsrechte müssten auch in den neuen Teilen gelten. "Beide Gesellschaften müssen solide finanziell ausgestattet sein", verlangte der Gewerkschafter: "Die finanzielle Tragfähigkeit muss durch ein Wirtschaftsprüfergutachten nachgewiesen werden."

Thyssenkrupp steht aber auch unter dem Druck von Investoren wie den beiden Großaktionären Cevian und Elliott, die mehr Rendite fordern. Kerkhoff hatte bereits angekündigt, die Geschäfte profitabler aufzustellen. "Für uns alle gilt: Wir müssen in Zukunft deutlich mehr Geld verdienen als bisher", hatte er in einem Reuters vorliegenden Mitarbeiterbrief geschrieben. Für die beiden neuen Teile zeigte er sich optimistisch: Diese würden ihre "Chancen jeweils auf ihrem Weg besser nutzen können als jetzt", sagte er im ZDF.

rtr