Stahlkrise Thyssenkrupp spricht mit Bundesregierung über temporäre Staatsbeteiligung

Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg: Vorstandschefin Martina Merz ist offen für eine Staatsbeteiligung beim kriselnden Stahlkonzern. Quelle: rtr

Die Bundesregierung denkt im Fall Thyssenkrupp offenbar um: Gespräche über eine direkte Beteiligung des Bundes am kriselnden Stahlkonzern laufen bereits.

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Bislang haben Bundes- und Landesregierung immer abgewunken: Der kriselnde Stahlkonzern Thyssenkrupp müsse ohne Staatsbeteiligung gesunden, hieß es in Berlin und Düsseldorf. Helfen könne man allenfalls durch staatliche Förderung bei der technischen Transformation zur Produktion von grünem Stahl. Doch die Bundesregierung denkt offenbar um: Die Gespräche über eine direkte Beteiligung des Bundes laufen.

Die Krise bei Thyssenkrupp ist offenbar so tief, dass die Unternehmensleitung mit dem Bund jetzt konkret über eine Staatsbeteiligung spricht. Aus Unternehmenskreisen wurde bestätigt, dass man mit dem Bundeswirtschafts- und dem Bundesfinanzministerium „in Gesprächen über mögliche Formen und Modelle einer staatlichen Beteiligung“ sei. Zu Beginn der Coronapandemie hatte sich Thyssenkrupp bereits über einen KfW-Kredit in Höhe von einer Milliarde Euro der Hilfe des Staats versichert.

Unternehmenschefin Martina Merz hält sich alle Möglichkeiten offen. „Eine Staatsbeteiligung ist eine Option“ sagte sie gestern am Rande eines Spitzentreffens von Managern zum Thema Wasserstoff bei der NRW-Landesregierung. Allerdings könne eine Staatsbeteiligung „auch mit anderen Optionen einhergehen“, betonte Merz. So könne der Staat für eine kurze Zeit einsteigen „und danach übernimmt jemand anders, der aber schon von Anfang an dabei war“.

Die NRW-Landesregierung hat sich bislang ablehnend geäußert. „Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf entsprechende Fragen. Allerdings hatte sich Laschet offen dafür gezeigt, Thyssenkrupp bei großen technischen Innovationen zu helfen. Die Umstellung auf grünen Stahl beispielsweise werde Milliardensummen verschlingen, so Laschet. Bei der Förderung dieser neuen Technik könne der Staat helfen, das sei besser als eine Beteiligung. Der NRW-Ministerpräsident verfolgt das Ziel, die Produktion von Stahl in Deutschland zu halten.


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Ähnlich hatte sich auch Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bislang geäußert. Allerdings scheint seine Skepsis zu weichen und sich zugunsten einer temporären staatlichen Beteiligung zu wandeln. Die Beteiligungsgespräche laufen im Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium bereits auf der Ebene der Staatssekretäre.

Die IG-Metall und der Betriebsrat von Thyssenkrupp hatten das Land NRW und den Bund mehrfach aufgefordert, dem Unternehmen durch ein staatliches Engagement zu helfen. Am Freitag wollen die Stahlkocher in einer großen Demonstration nach Düsseldorf ziehen, um Druck zu machen.

Mehr zum Thema: Thyssenkrupp zeigt sich offen für eine Beteiligung des Bundes. Der Staat hat bei Thyssenkrupp aber nichts zu suchen.

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