Marktforscher Mehr Autobauer werden eigene Chips entwickeln

Quelle: dpa

Die Versorgungsengpässe bewegen Autohersteller dazu, künftig eigene Chips zu entwickeln, heißt es von Analysten. Stellantis hat genau dies am Dienstag angekündigt und arbeitet dafür mit dem Elektronikfertiger Foxconn zusammen.

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Angesichts der aktuellen Halbleiter-Engpässe werden Autobauer nach Einschätzung von Marktforschern verstärkt eigene Chips entwickeln.
Angesichts der aktuellen Halbleiter-Engpässe werden Autobauer nach Einschätzung von Marktforschern verstärkt eigene Chips entwickeln.
(Bild: TSMC)

Angesichts der aktuellen Halbleiter-Engpässe werden Autobauer nach Einschätzung von Marktforschern verstärkt eigene Chips entwickeln. Zum Jahr 2025 werde die Hälfte der zehn größten Autohersteller diesen Weg gehen, prognostizierte die Analysefirma Gartner am Dienstag (7. Dezember). Beschleunigt werde der Trend auch durch den Bedarf an mehr und spezialisierten Halbleitern durch den Übergang zur Elektromobilität und die Digitalisierung der Fahrzeuge.

„Die Lieferketten für automobile Halbleiter sind komplex“, sagt Gaurav Gupta, Research Vice President bei Gartner. „Üblicherweise sind die Chiphersteller in den meisten Fällen Tier-3- oder Tier-4-Zulieferer der Automobilhersteller. Das bedeutet, dass es meist eine Weile dauert, bis sie sich an eine veränderte Nachfrage auf dem Automobilmarkt anpassen.“ Deshalb wünschen sich die Autohersteller Gartner zufolge mehr Kontrolle und Transparenz.

Stellantis und Foxconn entwickeln gemeinsam Chips

Erste Ankündigungen aus der Branche gibt es bereits. So will der Konzern Stellantis, zu dem unter anderem Peugeot, Fiat und Opel gehören, eigene Chips gemeinsam mit dem Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn entwickeln. Sie sollen mehr als 80 Prozent des eigenen Bedarfs abdecken, aber auch anderen in der Branche angeboten werden, wie das Unternehmen am Dienstag bekanntgab.

Die Partnerschaft soll mit ersten Produkten ab 2024 auch die arg strapazierte Lieferkette stabilisieren. Volkswagen erwägt für die Zukunft ebenfalls das eigene Design von Halbleitern, beispielsweise für das autonome Fahren.

Chipkrise: Elektronikbranche übertrumpft Autobauer

Die Autobranche sei besonders hart von den Chip-Engpässen getroffen, diverse Hersteller mussten in diesem Jahr immer wieder die Produktion stoppen. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen werden in den Fahrzeugen viele Chips verwendet, die mit älteren Fertigungstechnologien produziert werden. Gerade bei diesen Prozessen hatte die Chipbranche in den vergangenen Jahren aber die Kapazitäten angesichts sinkender Nachfrage zurückgefahren. In der Pandemie stieg der Bedarf aber plötzlich, weil zum Beispiel mehr Laptop-Netzteile gebraucht wurden. Die Produktionskapazität konnte allerdings nicht schnell aufgebaut werden.

Zudem haben die Autohersteller im Wettstreit um die Gunst der Chipfertiger schlechtere Karten als die Elektronikbranche. Allein bei Smartphones geht es um mehr als eine Milliarde Geräte jährlich. Bei den Autoherstellern hingegen ist es eine Größenordnung von Dutzenden Millionen Fahrzeugen, und auf sie entfallen nur fünf bis zehn Prozent des globalen Chipaufkommens. Auch der höhere Bedarf im Zuge der Digitalisierung der Autos wird ihnen nach Experteneinschätzung keine entscheidend bessere Verhandlungsposition bei Chipkonzernen geben.

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