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Finanzen

Mutige Anleger werden belohnt

Discount- und Bonuszertifikate profitieren von nervösen Märkten. Die attraktivsten Konditionen der Emittenten

Heftige Ausschläge an den Börsen versetzen Anleger in Panik. Wenn Aktien in großen Schritten nach oben ziehen, nur um anschließend umso schneller wieder einzuknicken, steigt die Nervosität. Die Börse ist aber ein Marktplatz, auf dem unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, und so gibt es auch in solchen Phasen Profiteure. Auch Privatanleger können mit der richtigen Strategie den Fluch zum Segen drehen. Zum einen bieten Schaukelbörsen die Chance, einen besonders tiefen Einstieg in eine Aktie zu erwischen. Zum anderen bieten die richtigen Instrumente dann besonders starke Konditionen.

Dieser Effekt zeigt sich jetzt bei einer Studie, die das Fachmagazin „Der Zertifikateberater“ zusammen mit dem Online-Portal Finanztreff.de jährlich durchführt. Dabei werden über zwölf Monate hinweg zweimal täglich die besten Discount- und Bonuszertifikate für die wichtigsten Aktien und Indizes in unterschiedlichen Kategorien ermittelt. Von März 2015 bis Ende Februar dieses Jahres lieferte die Auswertung für die „Best Studie 2016“ so hohe Renditen wie lange nicht mehr. Bei Discountzertifikaten mit neun bis zwölf Monaten Laufzeit und einem „Cap“ bei 100 Prozent lag die durchschnittliche Rendite vor zwei Jahren lediglich bei 10,5 Prozent pro Jahr. Auch 2015 waren es nur 11,3 Prozent. Dieser Abwärtstrend ist jetzt gestoppt. Diesmal waren mit Discountzertifikaten dieser Ausgestaltung im Mittel 13,2 Prozent möglich. Und um diese Rendite tatsächlich zu realisieren, müssen Aktien nicht einmal steigen. Denn ein „Cap“ von 100 Prozent bedeutet, dass der Anleger am Ende der Laufzeit maximal den aktuellen Wert der jeweiligen Aktie ausgezahlt bekommt, auf die sich das Zertifikat bezieht. Der Gewinn ergibt sich aus dem Rabatt des Discountzertifikats. Denn es wird billiger angeboten als die Aktie. Für den rabattierten Einstieg verzichten Anleger im Gegenzug auf Aktiengewinne über den Cap hinaus. Oft werden sogar Gewinngrenzen gewählt, die unter dem aktuellen Aktienkurs liegen. Dann darf die Aktie sogar verlieren und trotzdem können Anleger den maximalen Gewinn erreichen.

Wie großzügig die Anbieter bei den Rabatten und den daraus resultierenden Renditen sind, ist von Zeit zu Zeit unterschiedlich. Entscheidenden Einfluss nehmen darauf professionelle Marktteilnehmer mit ihren Erwartungen an den Aktienmarkt. Gehen sie von hohen Ausschlägen aus, steigen die Optionspreise am Markt, und Zertifikate-Emittenten können höhere Erlöse aus deren Verkauf in die Discountzertifikate einrechnen. Die implizite Volatilität schnellt dabei immer dann in die Höhe, wenn große Unruhe herrscht – so wie zum Jahresbeginn, als Investoren gebannt nach China blickten. Wachstumssorgen um die aufstrebende Volksrepublik schickten auch deutsche Aktien auf Talfahrt und die Durchschnittsrendite bei den besten Dax-Discountzertifikaten von 9,5 auf über zwölf Prozent. Gut mitverfolgen lässt sich die Veränderung der Renditen am „Discountindex“, den die UBS fortlaufend berechnet. Im Januar und Februar werden auch dort Spitzenwerte angezeigt.

Geschicktes Timing ist das Eine. Mehr herausholen können Anleger aber auch mit der richtigen Aktie. Denn die Schwankungserwartungen sind nicht für alle Titel gleich. Im Studien-Zeitraum sind besonders die Versorger, E.on und RWE, aufgefallen. Zudem zählten die Deutsche Bank und ThyssenKrupp in den vergangenen Monaten zu den Sorgenkindern im Dax. Bei diesen Aktien wurden die höchsten Discount-Renditen ausgemacht. Der Rückschluss liegt auf der Hand: Gerade problembehaftete Aktien und turbulente Marktphasen eröffnen beste Konditionen. Das verlangt Anlegern Mut ab. Denn verliert die Aktie stark, sind trotz Rabatt hohe Verluste zu erwarten. Umso wichtiger ist es, Vergleiche zwischen den einzelnen Emittenten anzustellen. Die Unterschiede bei Rabatten und Renditen sind teils immens. In der Best-Studie fiel zum wiederholten Male die Commerzbank mit der höchsten Anzahl an Discountzertifikaten auf, die die jeweils besten ihrer Klasse waren. Dahinter folgten die Société Générale, die Citigroup, die DZ Bank und auch HSBC zählt zu den Top-5-Anbietern. Letztere sticht vor allem mit den höchsten Renditen bei Discountzertifikaten auf den Dax und den wichtigsten Europa-Index, den Euro-Stoxx-50, hervor.

Einen neuen Gesamtsieger gibt es indes bei der diesjährigen „Best Bonus Studie“. Der höchste Anteil an „Best-Bonuszertifikaten“ stammte zwischen März 2015 und März 2016 von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Commerzbank erreichte hier Platz zwei. Dahinter folgten BNP Paribas und UBS. Die Deutsche Bank zählte ebenfalls zu den besten Fünf und konnte vor allem mit den attraktivsten Angeboten zum Euro-Stoxx überzeugen.

Wie bei Discountzertifikaten muss die jeweilige Aktie auch bei Bonuszertifikaten in der Regel nicht steigen, um einen attraktiven Gewinn zu erzielen. Trotzdem gibt es große Unterschiede. Bonuszertifikate sind oft riskanter. Den anvisierten Bonus zahlt der Emittent nur aus, wenn die Aktie während der gesamten Laufzeit nie die zu Beginn festgesetzte Barriere berührt hat. Sobald die Aktie auf diese Kursmarke oder tiefer fällt, ist der Bonusanspruch verloren. Anleger sollten bei der Produktwahl deshalb auf möglichst tiefe Barrieren achten. Als Ausgleich ist der Gewinn – anders als bei Discountzertifikaten – hier nicht begrenzt. Steigt die Aktie stark, werden Anleger daran ohne Grenze beteiligt. Und bleiben hohe Kursgewinne, aber auch hohe Verluste aus, wird der Bonus ausgezahlt. In welcher Größenordnung dieser festgelegt wird, hängt ebenfalls stark vom Marktumfeld ab, wobei die Volatilität wieder positiven Einfluss nehmen kann. Wie bei den Discountzertifikaten zeigen auch die Bonuszertifikate in der diesjährigen Studie insgesamt höhere Renditen. Bei einem Barriereabstand von 20 Prozent und einer Laufzeit zwischen sechs und zwölf Monaten konnten Anleger mit den jeweils besten Angeboten Bonusrenditen von durchschnittlich 6,1 Prozent pro Jahr erreichen. Im Vorjahr waren nur 3,7 Prozent möglich.

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