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Unerwarteter Chefwechsel bei Beiersdorf

Korrespondent
Wird ersetzt: Vorstandschef Stefan De Loecker, hier bei der Beiersdorf-Hauptversammlung vor zwei Jahren Wird ersetzt: Vorstandschef Stefan De Loecker, hier bei der Beiersdorf-Hauptversammlung vor zwei Jahren
Wird ersetzt: Vorstandschef Stefan De Loecker, hier bei der Beiersdorf-Hauptversammlung vor zwei Jahren
Quelle: dpa
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Beim Hamburger Konsumgüterhersteller Beiersdorf muss der Vorstandschef Stefan De Loecker gehen – so wie davor schon zwei weitere Vorstände. Gründe werden nicht genannt – es gibt aber Ansatzpunkte. Denn im Hintergrund ziehen die Tchibo-Erben der Familie Herz die Fäden.

Das Gewerbegebiet liegt an der Landesgrenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. Dort, in Norderstedt im Gutenbergring, sitzen Kleingewerbe und Mittelstand nebeneinander. Kaum ein Besucher wird vermuten, dass hinter der tristen Betonfassade von Blume 2000 auch einmal Entscheidungen fallen, die den milliardenschweren Konzern Beiersdorf betreffen.

Doch der Kaffee-Erbe Michael Herz liebt dieses Quartier am Stadtrand seit Jahrzehnten. Es passt perfekt zur Zurückgezogenheit des scheuen Milliardärs, dem zusammen mit seiner Familie der Norderstedter Blumenhändler, der Buchgroßhändler Libri sowie das Kaffeeunternehmen Tchibo und die Mehrheitsanteile an Beiersdorf gehören.

Die Geschicke dieses gewaltigen Firmenvermögens werden von einem betagten Trio gelenkt: Dazu zählen der 77-jährige Michael Herz, sein 71-jähriger Bruder Wolfgang sowie der Anwalt Reinhard Pöllath. Der Münchener Spezialist für Familienunternehmen, selbst 73 Jahre alt, ist seit dem Bruch der Familie zu Anfang des Jahrtausends der entscheidende Ratgeber und Vertraute des Bruderpaares. Michael Herz hat kürzlich den Posten im Aufsichtsrat von Beiersdorf an seinen Bruder Wolfgang abgegeben. Aufsichtsratschef ist Familienanwalt Pöllath, der diesen Posten auch in der Familienholding Maxingvest innehat.

Hatten diese drei Herren in den vergangenen Wochen bereits entschieden, den Vorstand von Beiersdorf auf zwei wichtigen Posten neu zu besetzen, kommt nun der Vorstandsvorsitzende hinzu. Denn bereits zum Ende dieser Woche wird der Belgier Stefan De Loecker durch den Franzosen Vincent Warnery auf dem Chefposten des Nivea-Herstellers ersetzt.

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Man habe sich „einvernehmlich auf die Beendigung seines Vorstandsmandats zum 30. Juni geeinigt“, heißt es in der Mitteilung. Warnery beginne schon zum 1. Mai.

Gerade einmal zwei Jahre ist der 53-jährige De Loecker im Amt, Gründe für den Abgang werden nicht genannt. Doch bekannt ist, dass die Herz-Brüder überhaupt nicht erfreut waren, als Beiersdorf im März nach zwölf Jahren Zugehörigkeit aus dem Deutschen Aktienindex Dax abstieg und für Siemens Energy Platz machen musste. Auch dürften der Geschäftseinbruch aus dem Corona-Jahr 2020 sowie kaum wirksame Gegenmaßnahmen dem Belgier mit angekreidet worden sein.

Der künftige Beiersdorf-Chef Vincent Warnery
Der künftige Beiersdorf-Chef Vincent Warnery
Quelle: picture alliance/dpa/Beiersdorf

De Loecker mangele es an Dynamik, heißt es im Unternehmen. Ebenso soll die Verlagerung von Verantwortung in die Regionen und zu den Länderchefs, wie es der Vertriebsexperte De Loecker vorangetrieben hat, bei der Herz-Familie nicht gut angekommen sein.

Nun erhält der 52-jährige Warnery eine Chance, der das Management bei dem Kosmetikkonzern L’Oréal gelernt hat und 2017 vom Pharmahersteller Sanofi zu Beiersdorf in den Vorstand gekommen ist. Dort verantwortet er seither die Marken Eucerin, La Prairie und Hansaplast sowie die Region Nordamerika. Warnery ist eine zentrale Steuerung des Managements durch seine Jahre bei L’Oréal gewöhnt, so wie es sich die Herz-Brüder wünschen. Sein Vertrag wurde um fünf Jahre bis 2027 verlängert.

Mit der Ablösung De Loeckers wird der halbe Beiersdorf-Vorstand innerhalb weniger Monate neu besetzt. Erst Anfang des Jahres wurde die 47-jährige Finanzchefin Dessi Temperley, die bei Nestlé gelernt hat, durch Astrid Hermann ersetzt. Die ebenfalls 47-jährige Managerin kommt vom Markenhersteller Colgate-Palmolive.

Stefan De Loeckers Vertrag wäre noch bis 2023 gelaufen
Stefan De Loeckers Vertrag wäre noch bis 2023 gelaufen
Quelle: dpa
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Der zweite Weggang betrifft Marketingvorstand Asim Naseer. Der 51-jährige Pakistaner war erst vor zwei Jahren von Procter & Gamble zum Nivea-Hersteller gekommen und hat den auslaufenden Vorstandsvertrag nicht verlängert. De Loecker übernahm daraufhin dessen Aufgaben in seine Zuständigkeit. Wie es heißt, war Naseer der Aufgabe der Verantwortung für die Marke Nivea, die für drei Viertel des Konsumgütergeschäfts des Konzerns steht, nicht hinreichend gewachsen.

Weltweit arbeiten rund 20.000 Beschäftigte für Beiersdorf. Im Corona-Jahr 2020 schrumpfte der Umsatz im Vergleich zu 2019 um acht Prozent auf sieben Milliarden Euro. Der Konzerngewinn brach um 20 Prozent auf 636 Millionen Euro ein.

Jedoch legte das Geschäft gleich im ersten Quartal 2021 um gut sechs Prozent wieder zu. Dies lag vor allem am Erfolg des Klebstoffherstellers Tesa – der zu Beiersdorf gehört und damit ein weiterer Teil des Familienreiches der Herz-Brüder ist.

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Ganz so üppig wie bei seinem Vorgänger wird der Abschied De Loeckers, dessen Vertrag noch bis 2023 gelaufen wäre, nicht ausfallen. Damals erhielt der Manager Stefan Heidenreich, der von 2012 bis 2019 Vorstandsvorsitzender von Beiersdorf war, für das Geschäftsjahr 2018 eine Gesamtvergütung von gut 23 Millionen Euro.

Es waren die mit Abstand höchsten Bezüge des Jahres für einen Dax-Vorstand. In der Summe enthalten war eine langfristige Bonuszahlung von 21 Millionen Euro, die sich Heidenreich für die zurückliegenden sieben Jahre hatte auszahlen lassen. Seither ist der kantige Kieler Heidenreich Investor und Privatier.

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